Digimon Story: Time Stranger
												
							„Leb deinen Traum, denn er wird wahr…“ – kaum eine Zeile weckt bei Fans der 2000er so viele Erinnerungen. Damals, als Tai, Matt und Agumon auf RTL II durch die Digitale Welt zogen, träumten viele davon, selbst einmal einen Digimon-Partner zu haben. Ich wollte immer Patamon als Partner. Bei einem Besuch der Comic Con Berlin vor einigen Jahren haben ein paar Freunde und ich uns die jeweiligen Wappen als Anhänger zugelegt, um ein Statement für unsere Liebe zu alten Animes zu setzen. Über zwanzig Jahre später schenkt uns Digimon Story: Time Stranger genau dieses Gefühl zurück – eine Reise, die sich anfühlt wie ein Wiedersehen mit einem alten Freund, nur erwachsener, reifer und zugleich vertraut.
Wir ziehen weiter durch die Digiwelt!
In Digimon Story: Time Stranger beginnt alles im Tokio des Jahres 2028. Die Stadt wirkt zunächst wie gewohnt – pulsierend, modern, voller Technologie – doch hinter der Fassade bahnt sich eine unsichtbare Katastrophe an. Der Spieler übernimmt die Rolle eines jungen Agenten der geheimen Organisation ADAMAS, die mysteriöse digitale Anomalien untersucht. Während eines Einsatzes im Stadtteil Shinjuku stößt das Team auf etwas, das nicht in diese Welt gehört: ein unbekanntes Digimon. Kurz darauf erschüttert eine gewaltige Explosion die Stadt und reißt alles ins Chaos.
Als der Protagonist wieder zu sich kommt, befindet er sich plötzlich acht Jahre in der Vergangenheit, im Jahr 2020. Ohne zu wissen, wie oder warum, steht er vor einer zweiten Chance – der Möglichkeit, die Katastrophe zu verhindern, die die Zukunft zerstört hat. Von da an entfaltet sich eine Geschichte über Zeitreisen, Entscheidungen und das fragile Gleichgewicht zwischen zwei Welten: der Menschenwelt und der digitalen Welt, die in diesem Spiel den Namen Iliad trägt.

Während seiner Reise trifft der Held auf neue Verbündete wie Inori Misono und ihren Partner-Digimon Aegiomon, die ihn in den Kampf gegen eine wachsende Bedrohung hineinziehen. Schon bald wird klar, dass die Anomalien kein Zufall sind: Etwas – oder jemand – manipuliert den Fluss der Zeit und droht, beide Welten zu vernichten. Der Weg führt den Spieler durch unterschiedliche Epochen und Dimensionen, von den Neonstraßen Tokios bis zu den leuchtenden Datenlandschaften Iliads. Auf dieser Reise geht es nicht nur um Kämpfe, sondern auch um Vertrauen – zwischen Mensch und Digimon, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Jeder Entschluss kann den Lauf der Geschichte verändern.
Wenn das Feuer in dir brennt
Digimon Story: Time Stranger führt Spielerinnen und Spieler mit einem klassischen, erzählerisch starken JRPG-Einstieg in sein Universum ein. Nach einer filmisch inszenierten Einleitung übernimmt man erstmals die Kontrolle über den eigenen Charakter und lernt in einer Reihe kurzer Einsätze die grundlegenden Spielmechaniken kennen. Diese ersten Missionen in Shinjuku dienen als Tutorial, in dem man Schritt für Schritt an Bewegung, Interaktion, Menüführung und Kampfsystem herangeführt wird.

Bereits nach etwa einer halben Stunde Spielzeit stößt man im Rahmen dieser Einführungssequenz auf sein erstes Digimon. Die Begegnung ist Teil der Hauptgeschichte und wird emotional inszeniert – das Digimon erscheint als mysteriöses, instabiles Datenwesen, das sich durch die Anomalien in die reale Welt verirrt hat. In diesem Moment entsteht die Bindung zwischen Mensch und Partner, die das gesamte Spiel trägt. Anders als in älteren Teilen der Reihe wählt man sein Start-Digimon nicht zu Beginn aus, sondern trifft es im Verlauf der Handlung. Nach dieser Szene schaltet sich das Digivice-System frei – das zentrale Menü, über das man Kämpfe steuert, Digimon verwaltet, Entwicklungen auslöst und Teamstrategien plant.
Die ersten Kämpfe, die kurz darauf folgen, sind bewusst einfach gehalten, um das rundenbasierte Kampfsystem verständlich zu machen. Man lernt die Grundlagen – normale Angriffe, Skills, Items und die Zugreihenfolge –, bevor das Spiel gegen Ende des Prologs den ersten Mini-Boss präsentiert: ein verzerrtes, von Datenkorruption befallenes Digimon. Dieser Kampf dient als Probe für die kommenden Herausforderungen und zeigt, wie wichtig Elemente, Resistenztypen, Persönlichkeiten der Digimon und Teamzusammenstellung werden.

Wir werden Sieger sein … oder etwa nicht
Nach etwa anderthalb Stunden Spielzeit folgt der erste echte Bosskampf, der das Tutorial abschließt und das vollständige Kampfsystem freischaltet. Ab hier können Spieler*innen Kombinationsangriffe ausführen, Unterstützungsfähigkeiten einsetzen und erstmals die Digivolution ihres Partners erleben. Auch das Austatten der Digimon mit Items ist hier möglich. Mit dem Sieg über diesen Boss endet das Tutorial endgültig und das Spiel öffnet sich merklich: Neue Gebiete und Nebenquests werden zugänglich, das Sammeln weiterer Digimon wird möglich, und die Reise in die digitale Welt Iliad beginnt.
Ab Kapitel drei entfaltet sich der eigentliche Spielrhythmus. Die Struktur folgt einer typischen JRPG-Schleife: Man erkundet neue Gebiete, kämpft gegen wilde Digimon, scannt sie für mögliche Rekrutierungen, entwickelt sein Team weiter und treibt gleichzeitig die Story voran. Zwischen den größeren Story-Abschnitten finden sich ruhigere Passagen mit Dialogen, optionalen Nebenmissionen und Trainingskämpfen, die zusätzliche Erfahrungspunkte und Ressourcen bringen. Es gibt auch die Option, im Dazwischen-Theater EP und Geld zu farmen, aber das ist nicht zwingend notwendig. Jedes Kapitel gipfelt in einem größeren Bosskampf, der nicht nur das Gameplay, sondern auch den erzählerischen Fortschritt markiert.
© Akioshi Hongo / Toei Animation / Bandai Namco EntertainmentUnd hier beginnt der Wahnsinn. Ich finde das Spiel richtig geil. Es hat mich aus einem Zocktief geholt. Rumzulaufen mit Digimon, mit denen man früher so viele Abenteuer erlebt hat, hat mir ein Gefühl der alten Leidenschaft gegeben. Nicht nur, dass das Spiel recht komplex, aber sehr strukturiert, einhergeht, man erlebt wirklich ein Abenteuer, wo man dabei sein will.
Ich bin ein recht langsamer Spieler, da ich wirklich alles erkunden will, alles looten möchte und auch recht viel erreichen will. Mein Ziel hier war, alle alten Digimon zu finden, mit denen ich mein nostalgisches Anime-Feeling fühlen kann. Deswegen hat mein Tutorial in Echtzeit nicht drei Stunden gedauert sondern acht. Aber das hat keinen Abbruch getan. Die Nebenquests, die alte Freunde wieder ins Leben geholt haben, haben mich genauso gecatcht, wie die Hauptstory. Und dann kam der Kampf gegen Vulcanusmon.
© Akioshi Hongo / Toei Animation / Bandai Namco EntertainmentWer hat das programmiert bitte, selbst im ausgewogenen Story-Modus war der für mich nicht zu händeln. Ich musste dann, nach 5 Versuchen, auf den Storymode wechseln, weil es mir fast den Spielspaß gekostet hätte. Ich habe die Demo nicht gespielt, und bin auch nicht der absolute Grinding-Fan. Aber meiner Meinung nach finde ich es echt doof, dass heutige Spiele immer mehr in diese Richtung gehen, dass selbst bei ausgewogener Spielweise der Boss einen Boost (Statusupgrade, bessere KI) bekommt, damit ja der Casual-Gamer merkt, er ist nichts für die Spieleelite. Das zeigt das Spiel auch nicht gerade subtil an, da nach dem dritten Scheitern der Hinweis kommt, den Schwierigkeitsgrad runterzustellen.
Leider war es dann auch notwendig, da man durch Autosaves nicht mehr aus diesem Kampf kam, da mein letzter Save eine Stunde her war. Jetzt kommen manche wieder um die Ecke und sagen, dafür gibt es den Storymode. Aber wenn man sich ein klein bisschen normales Spielerlebnis wünscht, darf man das nicht ausgewogen nennen. Mein Fazit nach einer eintägigen Spielpause war dann, das Game im normalen Storyablauf auf ausgewogen zu lassen (sonst wäre es einfach zu einfach gewesen) und in den Bosskämpfen, die Schwierigkeit runterzustellen. Es bleibt trotzdem „anspruchsvoll“, aber führt am Ende nicht zu einer Postdigitalen-Belastungstörung.
© Akioshi Hongo / Toei Animation / Bandai Namco EntertainmentDas Spiel hat für mich super viele Features. Neben der Digifarm zum Leveln und Anpassen der Digimon kann man in einem Kartenspiel gegen verschieden Charaktere antreten. Man findet auch auf der Map verschwindene Anomaliebereiche, die einen Minigames (wie ein Rennen) anbietet. Dabei kann man Items oder Digimon farmen. Die Nebenquests, auch wenn sie manchmal etwas repetitiv sind, lassen uns für kurze Zeit die Katastrophe vergessen. Wer uns das nicht vergessen lässt, ist die Dame in unserem Bild oben.
Die Operatorin quatscht einem ständig dazwischen. Nach jedem Storygespräch ruft sie einen an und labert einen voll, dass das Anomalienproblem immer schlimmer wird, und man(n) die einzige Hoffnung der Zukunft ist. Interessanterweise ruft Sie immer so an, als ob die alles mithört, hoffentlich auch meine Selbstgespräche im Schlaf. Liebe Entwickler des Games, entscheidet euch für eins: ein Anruf alle zwei Gespräche oder nur Textnachrichten, die ich wegklicken kann.
Fazit: 10/10
Jetzt kommt die große Überraschung. Für mich ein 10/10-Spiel. Ich hatte voll Bock drauf, ich habe noch voll Bock drauf und werde es noch weiterspielen. Die obengenannten Probleme waren Dinge, die mich einfach gestört haben, aber die man durch Überspringen oder der Anpassung des Schwerigkeitsgrades beheben kann. Auch kleinere Frameinbrüche oder langgezogene Passagen haben für mich das Spielerlebnis nicht gemindert.
Ich bin aber auch ehrlich. Jemand der gar nichts von Digimon kennt oder hält, soll ja die Finger davon lassen. Man versteht viele Anspielungen nicht, man kann nicht verstehen, warum das eine Generation geprägt hat und das repetitive Gameplay wirkt schon bissel einseitig. Aber Digimon hat mir wieder ein Feeling von Anime und Nostalgie beschert und ich wünsche allen Fans damit viel Spaß. Ich werde mir dann mal die alten Digimon Adventure Folgen anschauen gehen.


Begonnen hat Gunter seine Gamingerfahrung mit Tetris auf dem ersten Gameboy. Im Laufe der Zeit und der verschiedenen Handhelden entwickelte sich eine Liebe für Pokèmon. Während seines Studiums kamen viele Indiegames, wie The Binding of Isaac oder Dead by Daylight dazu, die noch heute in vielen Stunden gespielt werden. Heute wird alles gezockt, von Triple A bis zum Indiegame, worauf er Lust hat.
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