Mars Attracts

Ein Aufbauspiel à la RollerCoaster Tycoon, aber mit Menschen als Hauptattraktion? Genau das liefert Mars Attracts. Statt Achterbahnen baut ihr auf dem Roten Planeten Gehege, entführt Menschen aus verschiedenen Epochen und unterzieht sie bizarren Experimenten – zum Vergnügen eurer außerirdischen Gäste. Das klingt gleichermaßen schräg wie fragwürdig, macht im Early Access aber erstaunlich viel Spaß. Möglich macht diese absurde Mischung das Studio Outlier, das sich dafür die mittlerweile 29 Jahre alte Lizenz des Filmkultklassikers Mars Attacks! von Regisseur Tim Burton geschnappt hat. Ob sich das Spiel für euch schon jetzt lohnt oder ob ihr lieber bis zum Release warten solltet, klären wir im Test.

Menschen hinter Gittern – euer Park auf dem Mars
Ähnlich wie in Jurassic World Evolution baut ihr in eurem Park verschiedene Gehege. Nur eben nicht für Dinos, sondern für Menschen und sorgt für diese für ein Mindestmaß an Wohlbefinden. Denn je zufriedener eure „Menschlinge“ sind, desto länger lassen sie sich für Experimente missbrauchen, bevor sie rebellieren, Wände einreißen und euren Park ins Chaos stürzen.
Komme ich dafür in die Hölle?
Neue Gebäude und Attraktionen schaltet ihr nicht durch simples Punktekonto frei, sondern indem ihr Experimente an euren Menschen durchführt. Diese gibt es aktuell in drei Kategorien: Biologie, Physik und Chemie. Dafür müsst ihr in den jeweiligen Gehegen einen Forschungsposten bauen, Wissenschaftler einstellen und aktiv die verschiedenen Experimente starten.
Die Marsianer gehen dabei genauso grob zur Sache wie im Film – und genau das macht den schrägen Charme des Spiels aus. Wenn eure Menschlein etwa in einem Biologie-Experiment bis zur Unkenntlichkeit verdreht werden, löst das eine groteske, fast kindliche Faszination und Freude aus. Ähnlich wie bei einem Kind, das testet, wie weit es seine Spielfiguren biegen kann, bevor sie brechen.

Neben den Experimenten dürft ihr auch allerlei Fallen platzieren, um euren Besucher:innen eine Show zu bieten. Eine als Hängematte getarnte Vorrichtung katapultiert etwa müde Menschen durch die Luft. Solche Einlagen steigern die Zufriedenheit eures sadistischen Publikums.
Kümmert euch um eure Menschlinge!
Doch Achtung, treibt ihr es mit euren Menschen zu weit, rebellieren sie. Dann reißen sie die Wände ihres Geheges ein, zerstören euren Park und nehmen Rache an euren Parkbesuchern. Um das zu vermeiden, solltet ihr immer darauf achten, dass ihr eure Menschen (zumindest entsprechend der Umstände) bei Laune haltet.
Zu Beginn des Spiels stehen euch nur rudimentäre Ausstattungen für eure Menschen zu Verfügung: z.B. einfache Futtertröge als Nahrungsquelle und menschengroße Hamsterräder für die Belustigung eurer Primitivlinge. Später erbeutet ihr passend zu den Epochen zusätzliche Gegenstände von der Erde. Eure Römer freuen sich zum Beispiel darüber, wenn ihr ihnen ein Theater schenkt, während die Ägypter Pyramiden zu schätzen wissen.
Je mehr Bedürfnisse wie Hunger, Durst oder Unterhaltung ihr erfüllt und je thematisch passender ihr dekoriert, desto zufriedener bleiben eure „Attraktionen“.

Ein Park voller Absurditäten
Natürlich braucht ein Themenpark mehr als nur Gehege. Ihr könnt Verkaufsstände und Fahrgeschäfte bauen – selbstverständlich ganz im bizarr-grotesken Mars Attacks!–Stil. So gibt es Attraktionen, die dem menschlichen Verdauungstrakt nachempfunden sind, oder Ballonstände mit Luftballons aus menschlichen Lungen.
Doch damit alles rundläuft, müsst ihr für Versorgung und Wartung sorgen. Versorgungsgebäude und entsprechendes Personal sind Pflicht. Und genau hier zeigt sich eine Schwäche: viele repetitive Prozesse.
Abgedreht, aber noch zu Monoton?
So skurril und charmant das Grundkonzept ist: Nach einigen Stunden war ich enttäuscht festzustellen, dass sich das Spiel recht schnell repetitiv und etwas monoton anfühlt. Fast egal, was ihr baut, immer müsst ihr auch ein festes Paket an Versorgungen dazu bauen. Relativ schnell nervte mich die schiere Masse an Versorgungsgebäuden, die man in seinem Park platzieren muss.
Zudem gibt es auch kaum Möglichkeiten, diese Gebäude mit Dekoelementen oder ähnlichem zu verstecken. Gerade einmal drei(!) verschiedene Dekogegenstände, die auch noch recht generisch und nicht besonders hübsch aussehen, stehen euch von Anfang an zur Verfügung. Noch einmal drei könnt ihr euch später im Spiel dazukaufen. Alle anderen Dekoelemente müsst ihr mühsam von der Erde entwenden. Das Problem? Ihr bekommt dann keine Blaupause für das Element, sondern wirklich immer nur eine Kopie des jeweiligen Elements. Das ist besonders ärgerlich bei Heckenelementen – aber warum sollte man die auch länger als einen Block ziehen wollen?
Ein weiteres Problem ist, dass ihr diese Gegenstände auch dringend für eure Menschengehege benötigt, damit sich diese wohlfühlen. Also habe ich dafür meist die Schönheit meines Parks vernachlässigt. Eigentlich schade, da gerade das unverbrauchte Setting dazu einlädt einen spannenden und einzigartigen Park zu gestalten.

Ein weiteres Manko ist, dass ihr auch generell noch recht wenig Auswahl an Gebäuden und Attraktionen habt und so immer wieder die gleichen Essensstände und Attraktionen baut. Besonders nervig ist es, dass ihr zu Beginn jeder Mission erst einmal wieder bei null anfangt und dann mühselig jedes Item von neuem freispielen müsst und eigentlich sowieso erstmal immer den gleichen Standardpark zusammenschustert.
Käfer überall im Park!
Zumindest im Early Access plagen Mars Attracts auch technische Macken und Bugs. Figuren bleiben gern mal hängen, Personal verweigert dadurch die Arbeit, Gäste und Menschen werden unzufrieden, weil sie nicht mehr zum Essen kommen. Mehrfach konnte ich dadurch Missionen auch nicht mehr abschließen – ein Neustart war dann die einzige Lösung.
Fazit: 7/10
„Schräg, grotesk, unterhaltsam – aber noch nicht ausgereift.“
Das Setting von Mars Attracts ist erfrischend anders und macht erstaunlich viel Spaß. Doch nach dem ersten „Wow, wie bizarr!“–Effekt bleibt ein etwas repetitives, inhaltlich noch dünnes Aufbauspiel zurück.Die gute Nachricht: Das Spiel befindet sich noch im Early Access und die aktuelle Roadmap klingt vielversprechend. Wenn Bugs gefixt, mehr Content geliefert und die monotonen Parts gestrafft werden, hat Mars Attracts das Potenzial, sich eine treue Fanbase im Themenpark-Genre aufzubauen. Schon jetzt macht es Laune – aber auf Dauer reicht der Content noch nicht für die ganz große Empfehlung.

Kai hat dank André den Weg in unser Team gefunden und bereichert dieses vor allem im Genre der Roguelikes. Mit diesen hat er sich bereits so manche Nacht um die Ohren geschlagen, weshalb wir auf seine geballte Expertise zurückgreifen dürfen. Allgemein schlägt Kais Herz für Indie-Games, da diese so manche Überraschung bereithalten. Hochkaräter wie die Monster Hunter-Reihe kennt Kai aber ebenso wie seine Westentasche.