In LEGO Voyagers spielen wir in Kooperation zwei kleine LEGO-Steine, die zusammen regelmäßig Ihre Heimatinsel verlassen, um Abenteuer zu erleben. Es transportiert seine Nachrichten über Freundschaft, Zusammenarbeit und das Spielen an sich ganz ohne Worte. Doch obwohl das Spiel gerade zum Einstieg ein wirklich wohliges Gefühl erzeugt, bleibt bei mir letztlich die Frage zurück, an welche Zielgruppe sich das Klötzchenabenteuer eigentlich richten soll?
Einfach nur LEGO
Die Spielwelt von LEGO Voyagers setzt sich tatsächlich komplett aus LEGO-Steinen zusammen. Das sieht tatsächlich sehr authentisch aus und gibt uns das Gefühl, in einem zum Leben erweckten LEGO-Projekt gelandet zu sein. Da auch wir bloß einzelne Steinchen sind, fallen unsere Aktionsmöglichkeiten entsprechend schlicht aus. Wir können durch die Gegend Rollen, springen und uns an andere Steine heften und sie zusammenstecken. Zusätzlich können wir per Tastendruck einen quiekenden Ausruf auslösen. Spielen wir online, statt im Couch-Koop, ist das quasi die einzige Möglichkeit, mit unseren Partnern zu kommunizieren. Da werden Erinnerungen an den Koop-Klassiker Journey wach!
Sämtliche Rätsel und Herausforderungen sind um diese simplen Aktionen herumgestrickt. Während wir uns zu Beginn lediglich unseren Weg durchs Level bahnen müssen, gilt es später zum Beispiel separat die Düsen eines Hovercrafts zu bedienen und es ans Ziel zu navigieren. Sterben können wir quasi nicht, da wir jedes Mal direkt wieder erscheinen, wenn wir in eine Schlucht fallen, oder in eine Falle geraten. Rein mechanisch gesehen bietet LEGO Voyagers also so gut wie keinen Anspruch.
Man versucht hier sehr eindeutig, das Gameplay auch für die kleine Kinder zugänglich zu machen. Doch so chaotisch witzig manche Situationen gerade dank der geringen Fallhöhe auch sind: Erwachsene fühlen sich selbst als absolute Gelegenheitsgamer schnell unterfordert.
Dann spiel‘ doch damit, wenn du kannst
Darüber könnte man vielleicht wohlwollend hinwegsehen und LEGO Voyagers eben einfach seinen Kindern überlassen (oder mit ihnen zusammen spielen). Doch auch den kleinsten wird es durch viele ungünstige Designentscheidungen schwer gemacht. Die Iso-Perspektive ist nicht wirklich die beste Lösung, um Distanzen, Höhen oder generell Positionen exakt zu bestimmen. Das wird weiter erschwert durch die nicht immer optimale Beleuchtung. Sieht sie zwar grundsätzlich hübsch aus, sind große Teile des Spiels extrem überstrahlt. In solchen Momenten fällt es einem sogar als Erwachsenem oft schwer, zu erkennen, wo man gerade hinspringen muss oder welchen Stein es aufzuheben gilt.
Dazu wird später auch viel mit den „imaginären“ Materialen der Steine gearbeitet. Problem: Ein grauer LEGO-Stein ist nun einmal immer ein grauer LEGO-Stein. Ob er nun Stein oder Metall darstellen soll, ist erstmal per Auge nicht erkennbar und die Hinweise darauf sind für die meisten Kinder schlicht zu subtil. Auch bestimmte physikalische Vorgänge, die den Rätseln zugrunde liegen, dürften ihnen noch nicht bekannt sein. Da wären exaktere Hinweise angebracht gewesen. Für Erwachsene ist die Lösung zwar meist schnell gefunden. Wegen der simplen Gameplay-Mechaniken entpuppen sich komplexe Rätsel dann aber oft als unnötig umständlich und geradezu ermüdend.
Fazit: 6/10
Für eine Weile weiß LEGO Voyagers mit seiner Warmherzigkeit durchaus zu begeistern. Auch das manchmal chaotische Gameplay kann für viele gemeinsame Lacher sorgen. Doch der „A-HA“-Effekt, bei den recht clever um die simplen Möglichkeiten herumgestrickten Rätseln, verfliegt leider recht schnell. Im Endeffekt macht es das langsame Spiel seine beiden logischen Zielgruppen, kleinen Kindern und Eltern, unnötig schwer. Für Eltern, bei der Stange zu bleiben und Kindern, es zu verstehen und die Übersicht zu behalten.
Dieser Umstand ergibt sich sowohl durch die Konstruktion der Rätsel als auch durch Designentscheidungen, wie das Kameraverhalten oder übertrieben neblige Beleuchtung. Generell tut sich das Spiel auch mit seiner spärlichen Kommunikation keinen Gefallen. Viele Situationen sind einfach nicht wirklich logisch erklärt. Kleine Kinder haben da kaum Chancen, den Weg zu finden. Erwachsene hingegen fühlen sich durch das simple Gameplay gelangweilt. Die einzige Altersgruppe die da noch übrig bliebe, wären die 12- bis 15-Jährigen. Doch die dürften bei LEGO Voyagers nur amüsiert schnauben und sich dann wieder Fortnite zuwenden.
Zurück bleibt daher nur ein hübsches, im Ansatz wirklich schön erdachtes Spiel, das aber auch schlimmstenfalls in Arbeit ausartet. Da gibt es leider auch im LEGO® Universum selbst bessere Alternativen. Zwar kostet LEGO Voyagers im Schnitt nur 20 Euro, doch auch als Fan sollte man hier eher auf einen Sale warten, damit sich die Anschaffung lohnt.
Spielte Videospiele, noch bevor er Fahrrad fahren konnte. Hat als einer der letzten Zivis den Gedanken an ein Medizinstudium verworfen und stattdessen „irgendwas mit Medien“ in der Weltmetropole Ilmenau im beschaulichen Thüringer Wald studiert. Über das Campus-TV schließlich den Weg eines (Video-) Redakteurs eingeschlagen und 4 Jahre lang im Esports-Bereich gearbeitet. Danach gings ins lineare Fernsehen, dann auf die andere Seite des Spektrums in die PR und schließlich zum Reisemagazin von Urlaubstracker. Weil es ihm aber beim Thema Gaming und anderer medialer Unterhaltungskunst immer noch 24/7 in den Fingern juckt, gibt es jetzt, wann immer es die Freizeit zulässt, Reviews und Previews von ihm.