Disco Elysium – The Final Cut
Disco Elysium ist ein isometrisches, erzählerisches RPG ohne klassische Kämpfe: Du spielst einen heruntergekommenen Ermittler in Revachol, triffst Entscheidungen über Skill-Checks und hörst deinen „inneren Stimmen“ zu. Die Mobile-Version bringt inhaltlich das vollständige Final Cut samt kompletter englischer Vertonung auf iOS/Android. Für mich kam jedoch nicht das gleiche Freiheitsgefühl auf wie am PC – ich habe die App abgebrochen und die PC-Version gekauft, weil die Story es wert ist.
Bedienung & Spielgefühl
Auf dem Smartphone wirkt alles enger: kleineres Sichtfeld, mehr überlagernde Fenster, mehr Scrollen. Das freie „Herumprobieren“, das am PC so organisch fließt, wird unterwegs schneller zu Mikromanagement zwischen Dialog, Inventar und Gedankenkabinett.
Die Touch-Steuerung ist grundsätzlich brauchbar, verlangt aber Geduld. Hotspots liegen nah beieinander, gelegentlich verdecken Pop-ups die Interaktion, und man tippt ein zweites Mal, bis es greift. Auf dem Tablet ist das deutlich entspannter; am Phone bleibt es fummelig. Objekte, die man in der PC-Version detektivmäßig finden muss, werden in der mobilen Version mit Highlight dargestellt.
© © https://loot-lab.deGerade bei längeren Sitzungen fällt auf, wie sehr die komprimierte Oberfläche den Fluss beeinflusst. Was am PC ein freies Erkunden ist, fühlt sich mobil stärker geführt an – nicht (nur) inhaltlich, sondern durch die begrenzte Fläche und den ständigen UI-Wechsel.
Trotzdem bleibt die Erzählkraft beeindruckend. Stimmen, Timing, Schreibqualität – alles trägt; nur der Rahmen ist kleiner und verlangt mehr Geduld.
Kino-reifes Voice Acting
Disco Elysium lebt von Text. Auf dem Handy bedeutet das: viel Scrollen und häufiges Wechseln zwischen Fenstern. Die vollständige Vertonung ist großartig und hilft beim Fokus, ersetzt das Lesen aber nicht – Kopfhörer lohnen sich, schon alleine für das fantastische Voice-Acting. Hierbei befasse ich mich spezifisch auf die englische Vertonung! Die Synchronisierung ist dort ein wahrer Genuss.
Wer die Geschichte wirklich genießen will, fährt generell mit einem großen Display besser. Selbst ein großes Handydisplay bietet nicht die Übersicht und freie Erkundungsmöglichkeiten der PC-Version.
© Disco Elysium UK Limited / Zaum StudioInhaltlich ist alles da, technisch ist es unterwegs okay, aber nicht friktionsfrei. Szenenwechsel können spürbare Ladepausen mitbringen, vereinzelt ruckelt es, und der Akkuverbrauch ist höher als bei leichter Kost. Kein einzelnes K. o.-Kriterium, doch die Summe bremst den Spielfluss – besonders im Vergleich zum PC.
Ich hatte ein recht leistungsstarkes Smartphone zur Verfügung, dieses heizte sich aber doch deutlich auf. Bei einem Budget-Gerät könnte man hier durchaus Schwierigkeiten bekommen.
© Disco Elysium UK Limited / Zaum StudioUnterm Strich hatte ich mobil immer das Gefühl, die Welt durch ein Schlüsselloch zu betrachten. Am PC mit besserem Überblick, größerem Sichtfeld und luftigerer UI zündet dieselbe Geschichte ohne Reibung; deshalb habe ich dort weitergespielt.
Zusätzlich hatte ich durch das Aufteilen in Kapitel statt Tage ebenfalls das Gefühl, sehr in meiner Freiheit eingeschränkt zu werden. Gerade in der großen Version läuft man viel hin und her und erkundet Martinaise. Die App fühlte sich im Vergleich nicht nach einem Open World-Titel an.
Für wen lohnt sich’s?
Wer primär die Story will, Geduld für viel Text mitbringt und auf einem Tablet spielt, bekommt eine solide mobile Möglichkeit, dieses Ausnahmespiel zu erleben. Wer die Freiheit des Erkundens liebt und empfindlich auf UI-Reibung, enge Sicht und Performance-Haker reagiert, ist auf PC/Konsole deutlich besser aufgehoben.
Es gibt durchaus einen guten Grund, dass Disco Elysium so gehyped wird. Hat man keinen PC oder keine Konsole zur Verfügung, kann sich diese Erfahrung auch auf dem Smartphone durchaus lohnen, allerdings ist mobil das Railroading doch etwas zu viel für mich.
Fazit: 6/10
Disco Elysium bleibt ein Meisterwerk (inhaltlich 10/10). Die Mobile-Fassung liefert die volle Geschichte und starke Vertonung, fühlt sich auf dem Smartphone aber zu eng, zu scrollig und zu fummelig an. Auf dem Tablet okay; auf dem PC klar überlegen – dort entfaltet Revachol seine ganze Wucht.

Als typisches Kind der 90er begann Viktors Gamingleidenschaft mit der PS1 und dem N64 – die erste eigene „Konsole“ war ein lila-transparenter Gamebody Colour mit Pokémon in der gelben Edition. Von Playstation 1-4 wanderten relativ regelmäßig neue Konsolen und Spiele ins Haus, am Liebsten Titel wie Silent Hill, Haunting Ground, Final Fantasy und Kingdom Hearts, aber auch Gamecube, Wii und Switch zogen über die Jahre ein.
Erst mit dem Release der Xbox Series X wanderte er aus dem Camp Sony ab.
In den 2010ern entdecke er seine Liebe für RPG Maker-Klassiker wie Ib und The Witch’s House – denn dafür reichte der schwache Laptop noch aus. 😉 Vom ersten „großen“ Gehalt gab’s dann den ersten Gaming PC, auch wenn er heute einen entspannten Abend auf der Couch mit dem Controller in der Hand bevorzugt.
Heute faszinieren ihn die verschiedensten Titel, von „Baldur’s Gate 3“ über „Stardew Valley“, „Red Dead Redemption 2“ oder auch „Stray“. Ob Adventure, Horror, Fantasy oder Farming Sim – das Genre ist nicht wichtig, hauptsache der Spielspaß stimmt!
Wenn’s mal ein Gaming-Abend ohne PC sein soll, greift Viktor sowohl auf Pen&Paper Klassiker wie Shadowrun und DSA zurück, aber er probiert auch gerne Systeme aus, die weniger bekannt sind („One in a Million / Discworld“ oder „Wanderhome“).
