Metroid Prime 4: Beyond
Dass ich diese Zeilen überhaupt einmal schreibe, hätte lange Zeit wohl niemand gedacht. Ganze 18 Jahre nach dem dritten Metroid Prime-Teil können wir erneut mit Samus Aran ein großes Metroidvania erleben und die Messlatte ist riesig. Immerhin sind die Abenteuer von Samus genreprägend und die Community hat genaue Vorstellungen, was das Abenteuer bieten soll. Weshalb sich bei manchen am Ende eine leichte Enttäuschung einstellen könnte, ich aber dennoch begeisterter Fan des Spiels bin, halte ich nachfolgend fest.
Hat das Warten sich gelohnt?
Das Abenteuer führt Samus dieses Mal auf den geheimnisvollen Planeten Viewros, auf welchem sie serientypisch ohne die vielen Fähigkeiten ihres Anzugs landet. Dabei durchstreift ihr eisige Höhlen, heiße Vulkangegenden, ein wundervoll inszeniertes Waldgebiet und die große, offene Spielwelt, welche nahezu nur aus Sand und Felsen besteht. Optisch definitiv alles ein Highlight und die Erzählung der Story funktioniert dank Zwischensequenzen und weiteren Crewmitgliedern insgesamt gut.
© NintendoGleiches lässt sich auch über das Gamemplay sagen: Jeder, der schon einmal ein Metroid Prime-Spiel gespielt hat, wird sich binnen Sekunden zurechtfinden und kann dabei entweder auf die klassische Controller-Steuerung setzen oder dank der Nintendo Switch 2 auch auf die Maus-Funktion zurückgreifen. Gerade Letzteres könnte vor allem PC-Gamern gut gefallen, denn die Umsetzung ist gelungen, wenngleich ich am liebsten „klassisch“ spiele.
Es wird gelaufen und geballert, zwischendurch werden Rätsel gelöst und immer wieder rollen wir uns als Morph Ball zusammen, um enge, schlauchartige Tunnel zu überwinden. Dabei stoßen wir auf Verbesserungen unserer Energietanks, finden mehr Munition oder finden sogar verloren gegangene Fähigkeiten wie den Doppelsprung wieder. Ganz neu dabei sind außerdem Psy-Kräfte, mit welchen Samus fast schon magisch so manches Schalterrätsel lösen kann. Das Grundgerüst ist somit rundum gelungen und macht einfach enormen Spaß.
© NintendoBosse, die begeistern!
Spaß machen auch viele der Kämpfe im Spiel. Das liegt an den Fähigkeiten von Samus und vor allem an ihrem wachsenden Reportoire an Attacken, wenngleich untypisch für die Serie leider immer wieder störende Schusswechsel mit nicht enden wollenden Gegnerhorden auf euch zukommen. Hier wurde definitiv zu viel gewollt, denn ein klassischer Egoshooter ist Metroid Prime eben nicht und soll es auch nicht werden. Die Bosskämpfe sind hingegen super in Szene gesetzt, niemals unfair und ermöglichen dank gut erkennbarer Schwächen auch das schnelle Erlernen der Angriffsmuster. Von diesen hätten es gerne noch mehr sein dürfen!
© NintendoDoch Samus ist dieses Mal nicht nur im Kampf und in den einzelnen Gebieten ein Ass, denn auch auf der Obwerwelt macht sie eine gute Figur. Grund hierfür ist ihr neuartiges Gefährt Vi-O-La. Hierbei handelt es sich um ein schnittiges Motorrad, mit welchem die Oberwelt erkundet werden kann, die die einzelnen Gebiete des Spiels miteinander verbindet. Auch hierin empfinde ich Gefallen, diese Designentscheidung muss sich jedoch so mancher Kritik stellen.
Das größte Problem ist nämlich jene offene Spielwelt und das ist zweierlei begründet. Zum einen geht das klassische Metroidvania-Gefühl durch die plötzliche Offenheit flöten. Zwar seid ihr weiterhin daran gebunden, welche Fähigkeiten ihr bereits besitzt, um bestimmte Gebiete zu erkunden, dennoch stört die neu gewonnene Freiheit dahingehend.
Ein Wüste voller Sand
Das für mich schwerwiegendere Problem ist aber die Leere der Spielwelt. So toll es sich auch anfühlt, durch die Wüste zu sausen, fehlt mir der Mehrwert. Zwar findet ihr optionale Trümmer, die ihr erkunden könnt, dürft so manches Extrarätsel in der Wüste lösen oder müsst eure Fahrskills beweisen, insgesamt fehlt es der Offenheit aber an Tiefe. So sind beispielsweise auch die Gegner rar und ihr fahrt eigentlich nur von A nach B, ohne dass die Fahrt selbst sich dabei befriedigend angefühlt hat.
© NintendoDennoch ist Metroid Prime 4: Beyond keineswegs ein schlechtes Spiel und ich habe jede der bis zu 15 Stunden andauernden Story genossen, man muss sich jedoch vom klassischen Metroidvania-Gedanken ein Stück weit lösen und die eigenen Erwartungen runterschrauben. Schafft ihr das, werdet ihr mit Metroid Prime 4: Beyond eine Menge Freude haben.
Grund hierfür ist nämlich nicht nur das für mich trotz aller Kritik stimmige Gameplay, sondern die technische Wucht, die ihr abgeliefert bekommt. Die einzelnen Gebiete sehen toll aus, wobei mich das Waldgebiet bis zuletzt am meistern abholen konnte. Die englische Vertonung der Nebencharaktere stimmt ebenso, wenngleich es fragwürdig ist, warum Samus nur nickend durch die Gegend läuft, ohne selbst auch nur ein Wort zu verlieren. Zuletzt ist auch der Soundtrack einfach fantastisch und ich genieße wirklich jede Sekunde mit diesem.
amiibo-Support: Was hat sich Nintendo nur gedacht?
Ich selbst bin großer Fan von Nintendos amiibo-Kollektion und so hat es mich sehr gefreut, dass es auch zu Metroid Prime 4: Beyond neue Modelle gibt. Durch diese könnt ihr die Musik während der Fahrt mit eurem Motorrad ändern, die zurückgelegte Strecke anzeigen lassen und auch zusätzliche Zwischensequenzen sehen, die sonst nur bei einem 100 %-Abschluss des Spiels zum Vorschein kommen. Alles definitiv tolle Sachen, als jemand, dem die Preispolitik der amiibo jedoch mittlerweile zu hoch angesetzt ist, stören mich diese Features doch sehr. Wollt ihr nämlich das Gesamtpaket von Metroid Prime 4: Beyond erwerben, müsst ihr weit über 100 Euro bezahlen. Für mich ist dies definitiv viel zu viel.
© NintendoNichtsdestotrotz ist dieser amiibo-Support optional und ihr werdet auch so eure Freude mit Samus haben. Löst euch ein Stück weit von euren Vorstellungen, wie das neueste Metroid Prime-Spiel sein soll und ihr werdet tolle Spielstunden erleben, die sich sowohl am TV-Bildschirm wie auch im Handheld-Modus lohnen. Wir können auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen und werden noch die ein oder andere Spielstunde auf Viewros verbringen, um auch die letzten Extras zu ergattern.
Fazit: 08/10
Metroid Prime 4: Beyond ist nicht ganz das, was Fans nach all den Jahren erwartet haben. Es wird sich vom klassischen Metroidvania-Gefühl gelöst, um eine offene Spielwelt zu integrieren. Der Gedanke dahinter ist super, die Umsetzung jedoch weniger. Es fehlt der sandigen Wüste einfach an Abwechslung und Tiefe, um die Fahrten auf dem schnitten Motorrad Vi-O-La interessant zu gestalten.
Dafür bietet euch das Abenteuer aber dennoch eine tolle Gameplay-Erfahrung mit fantastischen Bossen, tollen Umgebungen und einen Soundtrack mit Ohrwurm-Charakter. Wollt ihr jedoch wirklich das gesamte Paket erleben, müsst ihr auf den 100 %-Abschluss hinarbeiten oder euch mittels amiibo selbst unter die Arme greifen. Welchen weg ihr auch einschlagt, ihr werdet Freude mit Metroid Prime 4: Beyond haben.


Als Kind der 90er-Jahre ist Maik mit dem NES, SNES und Nintendo 64 groß geworden. Seitdem schlägt sein Herz für das Kyoto-Unternehmen, auch wenn seine Interessen auch weitere Konsolen betreffen. Zu seinen liebsten Titeln aller Zeiten gehören The Legend of Zelda: Ocarina of Time und Final Fantasy X.
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